Das Meer voller Tränen
ich hab es gesehn
getaucht in unendliches Blau
glitzernde Stille ruhend in sich.
Ich hab es gesehn
vor meinen Augen ist es geschehn
das glitzernde Blau
und das Meer heute morgen so rauh
Wellen der Gefühle türmten sich
rollten über meine Tränen,
schlugen zusammen
über dem glitzernden Blau
und meiner Stimme im Kopf,
die markerschütternd im Sturmwind schrie.
Überwältigt zog es mich in die Tiefe.
Erst habe ich noch gerungen.
"Macht das wirklich Sinn?"
Nein, kam prompt die Antwort aus mir.
Und schon wieder liefen sie über mein Kinn.
In Tränen aufgelöst und unendliches Blau.
Einfach nur Wassertropfen
auf dem Salz des Meeres.
Bezwungen?
Besiegt?
Ende und erledigt?
Das war nicht die Frage.
   

Langsam öffneten sich meine Augen
und ich sah einen Wal
der mich sah.
Er schwamm ganz nah
und ich schaute fassungslos.
In sein Auge.
Und nun mein Freund
- willst Du wissen was ich wirklich sah?
Grundlose Augen. Einfach da.
Ich sah mich wie ich wirklich war.
Überwältigt holte ich tief Luft ...
und schluckte - Wasser, natürlich, na klar war es klar.
Ich vergaß zu husten, der Wal mußte prusten.

Erst mußte ich tauchen
in die tiefsten Tiefen
des Meeres,
um zu erkennen
und nicht wegzurennen
vor mir selbst.
Der Wal sprach zu mir
wie zu einem Kind: "Ich bin Dein Freund."
Ich wußte es längst, lächelte ihn an und er verstand.
Mich.
Wie ich war.
Und ich ihn.
Ich sah in seinem Auge meine salzigen Tränen,
wie sie liefen aus den Tiefen.

Tränen aus Liebe
  Das Meer voller Tränen
war jetzt aus Liebe.

Im Auge des Wals
war es friedlich und sanft
und ich fühlte mich geborgen
ohne Sorgen
über morgen,
ob ich dies oder das machen muß oder nicht
oder wer ich bin, war, sein wollte oder sollte.
Keine Fragen, keine Klagen.
Keine Suche nach Worten oder Orten.
Ich kann es nicht mal sagen
wofür sollte ich das wagen.

War doch nicht mal Zeit zum Wundern.

Der Wal nahm mich auf seinen Rücken,
ich quietschte vor Glück -
es war das reine Entzücken.
Wir schwammen durch das endlose Meer,
ich fühlte nur Liebe und sonst nichts mehr
und hielt mich unendlich lange an ihm fest.
So groß der Wal und ich so klein,
Demut stieg in mir auf
und dann wieder munter runter,
dabei spielte auch das keine Rolle.
Ich würd auch mit ihm fliegen bis zu Frau Holle.
Oder ihm stricken einen Pulli aus Wolle.
Das alles war nicht wichtig,
alles war einfach richtig.
 
  Kurzerhand nahm ich meinen Freund,
den Wal,
mit in meine Erden-Welt-Bahn.
Immer noch saß ich voll Entzücken auf seinem Rücken.
Bahn-Schienen waren gebrochen,
Träume zerschellt,
Barrieren versperrten den Weg ohne Steg.
Der Wal lachte,
wo ich noch dachte wie es nun weitergeht
und als er nur einmal bewegte die Flosse
flog alles beiseite was störte
und ich hörte
wie ich jauchzend rief: "ICH BIN SCHON DA."